Skoliosebehandlung nach Schroth + Spiraldynamik

Was ist eine Skoliose?

Bei einer Skoliose handelt es sich um eine dreidimensionale Verkrümmung der Wirbelsäule. Mit dieser Verkrümmung geht eine Seitverbiegung von mindestens 10 Grad einher. Gleichzeitig kommt es zu einer Drehung der Wirbelkörper.

Bleibt die Krümmung immer gleich?

Während die Ursachen von Skoliosen recht vielfältig sind, so ist doch deren Entwicklung verhältnismäßig gleichförmig. Eine Tendenz zur Verstärkung der Ausprägung der Wirbelsäulenverkrümmung ist bei:

  • Familiärer Häufung
  • in Phasen vermehrten Wachstums
  • Mädchen durchschnittlich viermal häufiger betroffen als Jungen
  • Kurz vor der ersten Periode, sowie ca. bis 2 Jahre nach dieser
  • Starker Verbiegung eher als bei geringer Verbiegung der Wirbelsäule
  • Abflachung der normalen (physiologischen) Brustwirbelsäulenkrümmung nach vorne (Kyphose in der Brustwirbelsäule)
  • Langer, schlanker Körpertyp

Daher wird v.a. viel mit Jugendlichen Mädchen trainiert und ab 20° ein Korsett während der Wachstumsphase empfohlen.

Bei etwa 80% der Skoliosen lässt sich keine eindeutige Entstehungsursache finden. Wir sprechen dann von idiopathischen Skoliosen.

Was erwartet mich mit einer Skoliose?

Weil die Wirbelsäule nicht gerade, sondern in sich verdreht wächst, kommt es je nach Lage der Verkrümmung und Ausprägung zu typischen Merkmalen, die auftreten können:

  • Unterschiedliche Höhe der Schultern
  • Deutliches Hervorstehen eines Schulterblatts oder der Rippen vorne
  • Ungleich geformte Taille
  • Beim Bücken werden ungleich hohe Rippen (Rippenbuckel) oder der Lendenwulst deutlich erkennbar

Eine solche Wirbelsäulenverbiegung führt zu einer Verminderung der Beweglichkeit. Im Brustwirbelsäulenbereich auch zu einer Verminderung der Rippenfunktion und somit zu einer möglichen Beeinträchtigung der Atmung.

Skoliosebehandlung Wirbelsäule

Anfangs ist die Krümmung funktionell und kann durch eigene Kraft korrigiert werden. Später wird sie strukturell verändert. Das heißt, dass Wirbelknochen, Bandscheiben sich in ihrer Struktur verändern.

In vielen Skoliosen-Veröffentlichungen wird diese strukturellen Veränderungen als Grund für dauerhafte spätere Schmerzen angegeben. Wir sind jedoch auch in der Schmerztherapie immer auf dem aktuellen Stand. Dort werden immer weniger strukturelle Veränderungen, wie Arthrosen, Bandscheibenvorfälle, Sehnenansatzveränderungen als Hauptgrund für chronische Schmerzen gesehen. Es ist eher die emotionale Einstellung und die allgemeine Bewegung, wie allg. Krafttraining und Ausdauertraining und gesunde Ernährung entscheidend.

Krümmungsmuster helfen für eine gute Anleitung der Übung

Es handelt sich um eine chronische Erkrankung mit unterschiedlichen Krümmungsmustern. Dabei unterscheidet man in erster Linie die hauptsächliche Krümmung, der sogenannten Primärkrümmung

  • T-Skoliose =Thorakale Skoliose: im Brustwirbelsäulenbereich
  • L-Skoliose = Lumbale Skoliose: im Lendenwirbelsäulenbereich

Die Wirbelsäule bildet neben der Primärkrümmung oft auch eine ausgleichende Sekundärkrümmung zur Gegenseite aus, die sich ober- bzw. unterhalb einer solchen anschließen. Dies geschieht um insgesamt im Lot zu bleiben, d.h. der Körper versucht durch Ausbildung von Ausgleichskrümmungen den Kopf über dem Becken zu zentrieren.

Wenn der Brustkorb von hinten gesehen nach rechts zur Seite sich verschiebt und dreht, sieht man auf der rechten Seiten einen Bogen an der Brustwirbelsäule. Diesen Bogen nennt man, konvex (= es geht etwas weg). Dadurch entsteht hier ein Rippenberg, auf der anderen Seite eher ein Rippental. Wenn die Brustwirbelsäulenkrümmung stärker ausgeprägt ist, als die Ausgleichkrümmung der Lendenwirbelsäule, nennen wir dies eine T-Skoliose, wobei die rechte Seite die T-Seite ist und die linke Seite die L-Seite.

Diese Bezeichnung der Seiten ( T und L-Seite statt rechts und links) hilft in der Anleitung von Übungen ungemein und vereinfacht dies erheblich.

Verschiedene Behandlungsansätze

Wir nutzen u.a. die Behandlungsformen "Skoliosebehandlung nach Schroth" sowie die "Spiraldynamik".
Einen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass eine Therapieform der anderen überlegen ist oder besser ist, als selbständiger Sport zur Stabilisierung des Rumpfes (wie zum Beispiel Klettern, Reiten oder Bogenschießen) gibt es bislang noch nicht. Auch deswegen sind die Schroth-Therapie und ähnliche Formen außerhalb Deutschlands kaum bekannt und werden fast ausschließlich in der, von Katharina Schroth gegründeten, Klinik gelehrt.

Skoliosebehandlung nach Schroth

Namensgeberin und Erfinderin dieser Behandlungsform ist Katharina Schroth (1894-1985), welche selbst unter einer Skoliose litt und diese selbst behandelte. Ihr entwickeltes Konzept wurde von ihrer Tochter Christa Schroth erfolgreich weiterentwickelt und ist heute ein elementarer Bestandteil der Physiotherapie.

Die Therapie nach Lehnert Schroth gilt derzeit als verbreiteste krankengymnastische Skoliosebehandlung. Allerdings erfordert Sie viel Bereitschaft vom Patienten für das Einfühlungsvermögen in das Körpergefühl, -bewegung und regelmäßige Disziplin in Umsetzung der Übungen. Mit Hilfe von Spiegeln versucht der Patient seine Wirbelsäule in die Mitte zu korrigieren und dies durch Atmung und Krafttraining zu stabilisieren.

Die folgenden wichtigsten Behandlungsziele sind:

  • Aufrichtung und Derotation der Wirbelsäule
  • Verzögerung bzw. Aufhaltung der Krümmungszunahme
  • Kräftigung der geschwächten Muskulatur über den Rippen- bzw. Lendenbergen
  • Aufdehnung der Rippen- bzw. Lendentäler.
  • Ausdauertraining und Konditionsaufbau
  • Erlernen der Drehwinkelatmung zur Korrektur
  • Beseitigung von Bewegungseinschränkungen
  • Verbesserung der Lungenfunktion
  • Stabilisierung der physiologischen Haltung

Skoliosebehandlungsziele

Spiraldynamik

Was ist die Spiraldynamik?

Evolutionsbedingte Bewegungsentwicklung
In der Evolutionsgeschichte haben sich bestimmte Lebens- und Bewegungsprinzipien durchgesetzt. Spiralförmige Bewegungen finden wir im Element Luft als Wirbelwind und im Element Wasser als Wasserstrudel wieder. In Geweihen, Muscheln, Kletterpflanzen sowie im Mikrokosmos als DNS.  Auch wir als Menschen haben in unserer evolutionsbedingten Entwicklung vom Wasser- zum Landtier und schließlich zum aufrechten Menschen die spiralförmige Anordnung in unsere Bewegung übernommen.

  • Fische zum Beispiel bewegen ihre Wirbelsäule nach rechts und links und erzeugen so mithilfe ihrer Schwanzflosse den nötigen Vorwärtsschub.
  • Hunde, Katzen, Pferde beugen und strecken ihren Rücken, wenn sie sich schnell  vorwärts bewegen wollen.
  • Der Mensch richtete sich vom Vier- zum Zweibeiner auf und wurde ein Kreuzgänger. Setzen wir das rechte Bein nach vorne auf, schwingt der linke Arm mit vor und umgekehrt.

Somit finden bei der Spiraldynamik Übungen in Positionen statt, die der natürlichen Bewegung des Gehens ähneln. In der Seitenlage werden verschiedene Gangphasen simuliert, im Sitzen oder mit einem Fuß auf einem Hocker lassen sich Details der Gehbewegung üben.

DYNAMISCH – nicht statisch
Dabei ist die Spirale als dynamisches Modell zu sehen und kein statisches Anspannen. In unserem Alltag brauchen wir nur 5% unserer Maximalkraft. Gerade Perfektionisten neigen dazu, den ganzen Tag alles richtig machen zu wollen und sich stetig gerade zu halten. Dies führt aber zu Verspannungen in der aufrichtenden Muskulatur.

Ab- und Antransport von Stoffen über die Blutbahn
Muskeln werden durch Blutgefäße versorgt, die auch die Muskeln durchziehen. Spannt nun ein Muskel an, wird er kurz und dick. Dabei drückt er auch auf die Gefäße. Entspannt sich der Muskel wieder, wird er lang und schmal, die Blutgefäße werden lang gezogen. Diesen Effekt nutzt man für die Muskelpumpe, wenn man zum Beispiel lange im Flugzeug sitzt und die Zehen und Fersen im Wechsel anhebt. Dadurch hilft man seinen Gefäßen besser das Blut gegen die Schwerkraft Richtung Herz abzutransportieren und damit auch die Stoffwechselendprodukte, die bei Muskelarbeit entstehen wie eine Müllabfuhr zu entsorgen.

Menschen – wie Hochhäuser in Erdbebengebieten
Außerdem müssen die Muskeln elastisch nachgeben können, damit sie reaktionsfähig bleiben. Wir sind aufgrund unserer Aufrichtung quasi Hochhäuser. Wir haben eine relative kleine Standfläche für die Größe unseres Körpers. Vergleichbar mit den Hochhäusern in Erdbebengebieten. Wäre diese starr gebaut, würden Sie beim nächsten Beben schnell einbrechen. Durch den Einbau von beweglichen Elementen bleiben allerdings die Häuser bei Beben stehen. Auch unser Körper kann mechanische Kräfte viel besser verarbeiten, wenn wir dynamisch möglichst viele Muskeln und Gelenke zusammen nutzen können.

Loslassen- nicht gegenspannen
Manchmal ist die Taktik bei Verspannungen, die gegenspielende Muskulatur anzuspannen, damit die Verspannungen nachlassen. Diesen Mechanismus nennt man Antagonisten-Hemmung. Zum Beispiel spannt der Biceps den Ellenbogen in die Beugung, der Triceps in die Streckung. Würden beide gleichzeitig anspannen, würde keine Bewegung entstehen. Daher wird über das Rückenmark automatisch bei Anspannung des einen, der andere entspannt. Um nun zum Beispiel ein Hohlkreuz, welches auch durch eine „Zuviel-Anspannung“ der Rückenmuskulatur entstehen kann, zu lösen, spannen viele die Bauch- bzw. Pomuskeln an. Um aber reaktionsfähig zu sein, wäre es besser die Maximalspannung in den Rückenmuskeln zu reduzieren, ohne gleich die Po- bzw. Bauchmuskeln anzuspannen. Daher wird unter anderem in der Spiraldynamik, das bremsende Loslassen der Muskulatur geübt (Exzentrische Muskelarbeit).  Dies gibt uns dann wieder Länge und wir können uns ohne große Anstrengung dynamisch aufrichten.

Lernprozesse beim Umsetzen von funktioneller Bewegung
Innerhalb des Lernens von funktioneller Bewegung, durchläuft man zuerst der Wahrnehmung von Bewegung. Gleichzeitig Mobilisierung, lösen von verspannten Muskeln, kräftigen von Muskeln. Man lernt die Bewegungen koordinativ in unterschiedlichen Ausgangsstellungen durchzuführen und schließlich im Alltag zu integrieren. So trainiert einen mit der Zeit im Alltag.

3D- Bewegungsprinzipien bei Spiraldynamik

Aufrichtung
Für die Aufrichtung der Wirbelsäule bewegen sich die beiden Pole Kopf und Becken in entgegengesetzte Richtungen. Dadurch verlängert sich die Wirbelsäule und streckt sich. Den unteren Rücken nach unten und den Nacken nach oben verlängern.

Rotation
Die Spiralform zieht sich wie ein roter Faden durch das menschliche Bewegungssystem. Die Rumpfmuskulatur ist ein Paradebeispiel dafür. Über 80% dieser Muskeln ist schräg angeordnet und für Links-rechts-Drehbewegungen gebaut.

Die Wirbelsäule bewegt sich rotierend beim Gehen. Während das Becken auf der Standbeinseite nach hinten-unten sinkt, dreht es sich gleichzeitig zum Standbein hin. Der Oberkörper dreht zur Spielbeinphase und dient dem Becken als Widerlager.

Spiralprinzip
Beim Gehen unterscheiden wir zwischen Standbein und Spielbein. Das Standbein ist das Bein, auf dem wir jeweils für einen kurzen Moment stehen. Gleichzeitig schwingt das andere Bein, das Spielbein, durch die Luft nach vorne. Die Bewegung des Beckens sind dabei an die Beine gekoppelt.  Auf der Standbeinseite dreht das Becken nach hinten-unten, auf der Spielbeinseite bewegt es sich entgegengesetzt nach vorne-oben. Dadurch stehen für einen kurzen Moment die Beckenhälften unterschiedlich hoch. Um nicht aus dem Lot zu geraten, macht die Brustwirbelsäule einen Gegenbogen. Wir haben für einen kurzen Moment also alle eine Skoliose. Beim nächsten Schritt ist diese Skoliose genau in die Gegenrichtung ausgerichtet. Sie ist also funktionell und geschieht beim Gehen Schritt für Schritt im Lins-rechts-Wechselrhythmus.

Daher kann man die Bewegungsprinzipien der Spiraldynamik wunderbar zur Behandlung von Skoliose-Patienten nutzen

Natürlich kann man sich dabei nicht auf alles gleichzeitig konzentrieren. Die Aufmerksamkeit wechselt von einer Region des Körpers zur anderen. Später werden mehrere Körperabschnitte zusammengefügt, bis die Bewegung ein Ganzes wird. Mehr und mehr wird aus der Übung Alltag.

Kostenübernahme durch die Versicherung

Die Kosten Ihrer Therapie werden nach ärztlicher Verordnung von den gesetzlichen Kassen übernommen!  Der Hausarzt, Orthopäde oder Kinderarzt muss ein Rezept für Physiotherapie ausstellen.

Die Krankheiten werden in Deutschland in ICD-Codes unterteilt. Für die Skoliose gibt es diese Codes unter M41.0 – M41.9.

Wenn Sie keine schwerwiegende Skoliose (wie unten beschrieben) haben, können Sie pro Verordnungsfall laut Heilmittelkatalog maximal 3 Rezepte über maximal je 6 Behandlungen (je 15-25 Minuten) erhalten. Eigenübungsprogramms) qualitativ gleichwertig und kostengünstiger erreicht werden kann. Ein neuer Verordnungsfall tritt (erst) ein, wenn seit dem Datum der letzten Verordnung ein Zeitraum von sechs Monaten vergangen ist, in dem keine weitere Verordnung für diesen Verordnungsfall ausgestellt wurde.

Sie selber müssen 10€ pro Rezept und 10% der Gesamtkosten als Zuzahlung übernehmen.

Doppelbehandlung - mehr Zeit für Sie

Wir empfehlen Ihnen sich das Wort "Doppelbehandlung" hinter dem Heilmittel "Krankengymnastik" notieren zu lassen. Dies hat für den verordnenden Arzt/Ärztin keine Nachteile; er/sie muss dadurch nicht mehr Verordnungen ausstellen und somit keine Regressforderung befürchten. So können wir 2 Behandlungen direkt hintereinander durchführen - statt 6 kurze Behandlungen erhalten Sie dann 3 lange  Behandlungen.

Dadurch entsteht eine ruhigere Behandlungsatmosphäre in der wir Ihnen die Korrekturhaltungen erklären können, ihnen ein Bewegungsgefühl vermitteln können, die Dreh-Winkel-Atmung bewusst machen können.

Hier ein Beispielrezept für eine Verordnung bei Skoliose:

Beispiel Zahnarztrezept

Lieber behandeln wir Sie 1x die Woche gründlich und geben Ihnen Übungen mit, für dessen Umsetzung Sie dann auch in Ruhe Zeit haben. Meistens entstehen erst Fragen, wenn man zu Hause die Übungen alleine durchführt. Diese können dann in der nächsten Behandlungseinheit geklärt werden.

Hier erfahren Sie mehr zu Doppelbehandlungen (auf Seite 4)

Je nach Gradzahl budgetfrei

Da die Kassenärztliche Vereinigung den dringenden Behandlungsbedarf anerkennen

  • bei Kindern und Jugendlichen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr über 20 Grad nach Cobb
  • bei Skoliose beim Erwachsenen mit einem Cobb-Winkel ab 50 Grad

sind die Behandlungen  bei diesen Gradzahlen in die Liste der Besonderen Verordnungsbedarfe mit einbezogen. Das heißt, dass ihr Rezept nicht mit zu dem Budget des Arztes zählt und er ohne Bedenken bzgl. seiner Wirtschaftlichkeit Ihnen die Behandlung verordnen kann.

Hier erfahren Sie mehr zu budgetfreien Verordnungen.

Termin anfragen